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Zukunft Rathaus


Das 56-jährige Rathaus weist erhebliche bauliche Mängel auf. Abklärungen haben gezeigt, dass Handlungsbedarf insbesondere bei Brandschutz, Barrierefreiheit, Energieeffizienz und der technischen Infrastruktur besteht. Der Gemeinderat prüft deshalb verschiedene Varianten für die Zukunft des Rathauses – von einer Sanierung bis hin zu einem Neubau oder einer Mietlösung.

Ausgangslage / Start Mitwirkung

Projekt Rathaus – aktueller Stand und Aufruf zur Mitwirkung
In den Geschäftsmitteilungen vom 1. Juni 2025 hat der Gemeinderat die Bevölkerung über die durchgeführte Liegenschaftsanalyse informiert. Seither wurden die Abklärungen vertieft und erste Rückmeldungen aus Fachgesprächen eingeholt. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen deutlich den baulichen Handlungsbedarf am 56-jährigen Rathaus (Baujahr 1969) auf. Festgestellt wurden Mängel in den Bereichen Brandschutz (u. a. Arbeitnehmerschutz), Behindertengleichstellung und Barrierefreiheit, Energieeffizienz sowie der technischen Infrastruktur. Zudem müssten bei baulichen Eingriffen auch die Statik und Erdbebensicherheit überprüft und an aktuelle Normen angepasst werden.
Nachfolgend informiert der Gemeinderat detailliert über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte.

Brandschutz
Eine Überprüfung durch die Gebäudeversicherung Thurgau (GVTG) hat erhebliche Brandschutzmängel aufgezeigt, darunter:
  • fehlende Fluchtwege
  • fehlende Brandabschnitte
  • fehlende Brandschutztüren
  • ungenügende Sicherheit für Personen im Brandfall

Die GVTG hat in ihrem Bericht kurzfristige, mittelfristige und langfristige Massnahmen verfügt. Eine Verbesserung im bestehenden Gebäude ist nur mit grossen baulichen Eingriffen möglich. Die Umsetzung im laufenden Betrieb wäre mit entsprechenden Mehrkosten für ein Provisorium verbunden.

Barrierefreiheit
Derzeit ist das Rathaus für Besuchende und Mitarbeitende nicht hindernisfrei zugänglich. Es fehlen sowohl ein durchgängiger behindertengerechter Eingang für Rollstühle sowie eine entsprechende Toilette. Ebenso ist eine barrierefreie innere Erschliessung (normgerechte Liftanlage) nicht vorhanden. Diese Anforderungen sind laut Gesetz bei öffentlichen Gebäuden zwingend umzusetzen.

Energie und Haustechnik
Die Gebäudehülle entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen für öffentliche Bauten und ist energetisch sanierungsbedürftig (GEAK-Klasse G). Der Energieverbrauch ist rund dreimal höher als bei einem Neubau und verursacht entsprechend höhere Betriebskosten.

Die gesamte Haustechnik sowie sämtliche Leitungen (Strom, Wasser, Abwasser) haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Eine Sanierung würde umfangreiche Eingriffe in den Gebäudekern erfordern.

Nächste Schritte: Prüfung von Varianten
Die Liegenschaftsanalyse schlägt folgende drei Varianten zur Prüfung vor:
  • Neubau des Rathauses am bestehenden oder Drittstandort
  • Umfassende Sanierung des bestehenden Gebäudes
  • Mietlösung an einem Drittstandort

Aktuell liegt der Fokus auf der Prüfung der Variante «Miete», nachdem die Landi Mittelthurgau eine Einmietung am heutigen Landi-Standort angeboten hat. Diese Variante könnte eine verbesserte ÖV-Anbindung ermöglichen.

Da sich das Landi-Projekt bereits in der Planungsphase befindet, ist eine prioritäre Abklärung erforderlich. Es folgt in Kürze eine Wirtschaftlichkeitsrechnung, die alle Varianten miteinander vergleicht und deren finanzielle Auswirkungen aufzeigt, über welche informiert wird.

Synergien mit der Schulraumplanung
Die Entwicklung des Rathauses eröffnet Chancen für die Schulraumplanung. Das aktuelle Rathaus-Grundstück könnte für eine spätere Schulerweiterung attraktiv sein. Eine abschliessende Beurteilung ist jedoch derzeit noch nicht möglich, da die neue Legislatur der Primarschulbehörde per 1. August 2025 begonnen hat und sich das zuständige Germium noch in der Einarbeitung befindet. Der Austausch zwischen Gemeinderat und Schulbehörde wird aktiv gepflegt.

Berichte und Mitwirkung der Bevölkerung
Alle Fachberichte (Liegenschaftsanalyse, GEAK-Bericht, Brandschutzbericht GVTG) sind auf der Webseite der Gemeinde unter „Projekt Rathaus“ einsehbar.

Dem Gemeinderat ist es ein zentrales Anliegen, die Bevölkerung von Beginn an in den Prozess einzubeziehen. Deshalb wird vom 15. September bis 15. Oktober 2025 auf der Mitwirkungsplattform der Gemeinde eine erste Mitwirkungsmöglichkeit aufgeschaltet. 

Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind herzlich eingeladen, ihre Meinung einzubringen und so ein erstes Stimmungsbild zur Zukunft des Rathauses zu gestalten.

Plattform: mitwirkung-ermatingen.ch

Der Gemeinderat freut sich auf eine aktive Teilnahme.

Mitteilung vom 1. Juni 2025

Liegenschaftenstrategie
Im Rahmen des Legislaturziels «Erhalt und Pflege der öffentlichen Infrastruktur sowie Erarbeiten einer entsprechenden Investitionsplanung» hat der Gemeinderat im 2024 die Gebäude Rathaus und Werkhof einer Analyse unterzogen. Im Jahr 2025 folgen die restlichen Gebäude im Besitz der Gemeinde Ermatingen. Im April 2024 sowie Oktober 2024 wurde in den Geschäftsmitteilungen informiert, dass eine Liegenschaftenstrategie ausgearbeitet wird. Ziel ist es, den baulichen und energetischen Zustand realistisch einzuschätzen, eine sachliche Entscheidungsgrundlage zu schaffen und mögliche Handlungsoptionen zu prüfen.

Rathaus
Das Rathaus stammt aus den späten 1960er-Jahren. Die Substanz ist grundsätzlich intakt, doch die energetische Bilanz ist klar verbesserungswürdig. Laut GEAK weist die Gebäudehülle die tiefste Bewertungsklasse auf (Klasse G), was auf eine ungenügende Wärmedämmung und hohe Wärmeverluste hinweist. Die Gesamtenergieeffizienz liegt in der mittleren Klasse C. Der jährliche Energieverbrauch beträgt im aktuellen Zustand das Dreifache eines modernen Neubaus. Entsprechend hoch sind die Betriebskosten – mit spürbarem Anteil für Heizung und Strom.

Der hindernisfreie Zugang ist nicht gewährleistet, weder beim Haupteingang noch innerhalb des Gebäudes. Die gesetzlich geforderten Standards sind nicht erfüllt. Eine brandschutztechnische Überprüfung hat zudem erhebliche Sicherheits-Mängel aufgezeigt, etwa bei Fluchtwegen und Abschlusstüren. Auch die Erdbebensicherheit ist nicht dokumentiert und müsste im Fall baulicher Eingriffe zwingend geprüft werden. Die Leitungen sowie die gesamte Haustechnik im Rathaus haben ihre Lebensdauer bereits überschritten.

Werkhof
Der Werkhof wurde ursprünglich als Baugeschäft Ende der 1980er-Jahre erbaut und wurde vor rund 25 Jahren von der Gemeinde für betriebliche Aufgaben sowie teilweise zu Wohnzwecken übernommen und so bis heute genutzt. Auch hier zeigt sich ein abnehmender baulicher Zustand. Die Dämmwerte der Gebäudehülle (Dach, Fassaden, Fenster) entsprechen nicht mehr den heutigen Normen. Einzelne Bauteile – darunter Dachfläche und Fenster – haben das Lebensende erreicht. Die Technik (Leitungen, Beleuchtung) stammt weitgehend aus der Bauzeit und sollte in den kommenden Jahren ersetzt werden.

Ein zusätzlicher Punkt betrifft die Zivilschutzanlage im Untergeschoss. Dort wurden undichte Stellen festgestellt, durch die wiederholt Wasser eindringt. Die Schäden betreffen unter anderem die Decke über der Kommandozentrale. Ein Teil der Sanierungskosten könnte über ein Gesuch beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz abgedeckt werden.

Weiteres Vorgehen
Für beide Liegenschaften wurde der Handlungsbedarf nach zeitlicher Dringlichkeit gestaffelt. Beim Werkhof soll kurzfristig die Sanierung von Wasserschäden angegangen werden. Mittelfristig steht die Erneuerung der Gebäudehülle, der Fensteranlagen sowie der technischen Installationen im Fokus. 

Beim Rathaus stellt sich aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Massnahmen – insbesondere im Bereich Gebäudetechnik, Brandschutz, Erdbebensicherheit und hindernisfreier Zugang – die Frage nach der Umsetzbarkeit unter laufendem Betrieb. Eine geforderte und umfassende Sanierung wäre nur mit einem aufwendigen Provisorium für die gesamte Gemeindeverwaltung möglich, was erhebliche Zusatzkosten verursachen würde. Um dies zu vermeiden, prüft der Gemeinderat verschiedene Optionen – von einer Totalsanierung bis hin zu einem Neubau. Dabei sollen Synergien mit möglichen grösseren Bauvorhaben mit Gewerbeanteil, wie zum Beispiel das Landi-Areal neben dem Bahnhof in Ermatingen, mitberücksichtigt werden. Erste Gespräche zur Sondierung solcher Lösungsansätze wurden aufgenommen. 

Unser Ziel
Die Gemeinde setzt alles daran, die Investitionen sorgfältig zu planen und allfällige Synergien – etwa im Rahmen grösserer Bauprojekte– frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Derzeit sind verschiedene Gespräche sowie Aklärungen und Berechnungen im Gange. Ziel ist eine zukunftsfähige, bürgernahe Lösung, die funktional überzeugt, energetisch effizient ist und den finanziellen Rahmen der Gemeinde langfristig tragbar hält. Die Bevölkerung wird im Herbst 2025 über den Planungsstand informiert.